Andrew Lloyd Webbers Versuch einer Fortsetzung seines Phantoms gilt nicht gerade als eines seiner Meisterwerke. Vieles hatten Kritiker nach der Welturaufführung in London zu bemängeln, was zur Folge hatte, dass das Stück alsbald wieder vom Spielplan genommen wurde. In Künstlerkreisen sprach man trotzdem von einem gelungenen und intelligent durchkomponierten Werk. In Wien steht LOVE NEVER DIES zum ersten Mal in deutscher Sprache, als semikonzertante Version, am Spielplan, jedoch nur für kurze Zeit. Regisseur Andreas Gergen hat aus den Fehltritten vom letzten Jahr gelernt, auf fratzenhafte Projektionen und störende Notenbücher verzichtet und stattdessen mehr Gewicht auf die zu erzählende Geschichte gelegt. Wenn auch das pinke Sahnehäubchen anscheinend unumgänglich zu sein scheint, ist Gergen eine geschickte Inszenierung geglückt.
Allen die Show gestohlen hat allerdings der Klangkörper der Vereinigten Bühnen. Die Partitur ist nicht gerade etwas, das man sich gern zu Hause auflegt um bei einem Gläschen Wein den musikalischen Ergüssen des Musical Lords zu lauschen. Das Orchester, zu Recht auf der Bühne platziert, hat besagte Ergüsse zu einem Fest fürs Ohr gemacht. So geil hat LOVE NEVER DIES wohl kaum je zuvor geklungen und wird es wohl nach Beendigung der Spielzeit auch nicht mehr. Im Blätterwald der Medien und auch hinter vorgehaltener Hand wird längst über die Verkleinerung des Klangkörpers gesprochen. Sollten sich diese Behauptungen bestätigen, verlieren die Vereinigten Bühnen ihr international geschätztes Musicalorchester.
Auch wenn LOVE NEVER DIES viele nicht sonderlich ansprechend finden mögen, mit DIESEM Orchester ist es ein wahres Fest. Das Premierenpublikum spendete stehende Ovationen und nicht enden wollenden Beifall für alle Beteiligten, aber im Besonderen für das Orchester. Es schien als würde das Publikum sein Orchester nicht gehen lassen wollen. Wenn all die Gerüchte sich bewahrheiten sollten, ist dies wohl die letzte Gelegenheit, den wunderbaren Klangkörper zu erleben, ein Ereignis, dass man sich dann doch nicht entgehen lassen sollte.
Infos zum Stück unter: www.vbw.at
Ausschnitte aus der Sitzprobe: www.youtube.com