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MUSICAL UNPLUGGED NEXT SECTION

Veröffentlicht: Juni 5, 2015 in Allerlei, Künstler, Konzerte, Musical

Die Combo rund um Florian Schützenhofer hat erneut in die Kulturszene Kottingbrunn geladen, um mit NEXT SECTION ein weiteres Konzert der MUSICAL UNPLUGGED Reihe zu präsentieren. Gerne kommt man dieser Einladung nach, denn alleine das Gelände des Wasserschlosses lädt geradezu zum Verweilen ein. Das pittoreske Ambiente erfreut sich besonderer Beliebtheit und soll, so wurde es zumindest behauptet, beliebter Schauplatz für heiratswillige Paare sein. Aber wir waren ja nicht zur Schließung des Ehebundes dort, sondern viel mehr um zu sehen, wie sich die Damen Bettina Bogdany und Denise Schrenzer in der doch sehr illustren Herrenrunde schlagen. Schrenzer hat hierbei eindeutig die, sagen wir, einfachere Aufgabe von beiden. Sie weiß mit ihrer Stimme zu gefallen und hat das Publikum sofort im Sack. Bogdany hat da eine ganz andere Aufgabe zu bewältigen, nimmt sie doch den Platz von gerade jenem Virtuosen am Flügel ein, der wie wohl kaum ein Anderer dem Genre Musical mit seinen kritischen und manchmal sehr freien Interpretationen den Spiegel vorhält. Bogdany hatte zwei Möglichkeiten den Abend zu bestreiten. Die erste wäre gewesen, Reithners unverkennbaren Stil zu kopieren und damit zu scheitern, oder aber Reithner Reithner sein lassen und ihr Ding durchzuziehen, genau so wie sie es schlussendlich auch gemacht hat. Ihr Spiel war unaufdringlich, bis jemand bei SOMEBODY TO LOVE einen Schalter bei Bogdany umgelegt hat. Zu oft wurde dieses wunderbare Lied von meist selbsternannten Musical Stars zu Tode geschrien, oder bis zur Unkenntlichkeit verhunzt. Bogdany, die sich selbst am Klavier begleitet, zeigt wie man den QUEEN-Klassiker ordentlich zum Besten geben kann. Ganz ohne elektrische Gitarren, nur mit ihrem Klavier hat Bogdany den Saal gerockt. Gesanglich wohl eine der besten Interpretationen des QUEEN Klassikers, die mir in den letzen Jahren untergekommen ist. Zuvor mit gerader Haltung und ein wenig steif anmutend, hat Bogdany plötzlich im wahrsten Sinn des Wortes zu Beben begonnen. Ein wahrliches Feuerwerk dass Bogdany da abgeliefert hat, ach ja, wer war doch gleich nochmal dieser Reithner?

Die Damen des Abends habens geschafft voll und ganz zu überzeugen. Überzeugt habt aber auch, dass ist aber keine große Überraschung, Rory Six. Es gibt Lieder, die mir wenn sie bei einem Konzert angestimmt werden, ein mulmiges Gefühl in der Magengegend verursachen. Sie stehen für nicht enden wollende Balladen, die meist, aus dem Zusammenhang der ursprünglichen Show gerissen, von Protagonisten vorgetragen werden, die den Nummern nicht Herr werden können und die kommenden Minuten zu den längtsten meines Lebens werden lassen. Rory Six hatte an diesem Abend gleich zwei solcher Lieder in seinem Repertoire. Seine UNSTILLBARE GIER zeigt, dass wir mit Rory Six einen großartigen Darsteller für die Rolle des Grafen von Krolock hätten, sollten sich die nicht tot zu kriegenden Vampire wieder mal nach Wien verirren. Noch ergreifender als die Gier war dann noch MUSIC OF THE NIGHT, bei der sich Six selbst am Klavier begleitet hat. Das muss man gesehen und gehört haben, bleibt zu hoffen, dass er das bald wieder macht.

Die wohl bunteste Erscheinung des Abends war Sankil Jones. In Matrix ähnlichem Mantel mit beachtlich hohen Hacken hat er beim Betreten der Bühne das Publikum in Staunen versetzt. Seine facettenreiche Stimme gab den Rest dazu, sowas hat Kottingbrunn wohl noch nicht gesehen.

 

 

Last but not least die zwei Urgsteine der MUSICAL UNPLUGGED Konzertreihe. Der Semotan kann und der Semotan singt mit Vorliebe Lieder aus dem Musical MOZART!, in welchem er ab Herbst auch auf der Bühne stehen wird. Das Kottingbrunner Publikum hat er im Nu im Sack, das ist aber auch kein Wunder. Nebst seiner gesanglichen Höchstleistung hat er auch Dank seinem komödiantischen Talent bei den Duetten mit Schützenhofer die Lacher auf seiner Seite. Das Publikum liebt die amourösen Duette und es scheint, als würden die zwei sie ebenfalls mehr als nur genießen. Die junge Elena- Katrin Pojer, vor kurzem noch als kleine Fiona bei SHREK im Einsatz, hat mit ihrem Duett mit Rory Six, allen die Show gestohlen und den meisten Applaus abgeräumt.

Die NEXT SECTION ist dem was MUSICAL UNPLUGGED verspricht nichts schuldig geblieben. Ein rundum gelungener Abend, mit einer Lady und gleichzeitig einem Luder am Klavier, in wunderbarem Ambiente. Auch in der Vorweihnachtszeit, wenn kein Schützenhofer und Co. dort singen, ist Kottingbrunn ob seines kitschig, verspielten Weihnachtsmarktes eine Reise wert, sollten wir uns dann zufällig über den Weg laufen: Ich trinke alles, am liebsten aber eine Tasse Schilcher Glühwein.

 

Weitere Infos  zu MUSICAL UNPLUGGED auf: www.musical-unplugged.at 

Gute Frage, warum sollte man einen nicht unerheblichen Betrag in den Besuch eines Musicals investieren? Antworten hierfür gibt es unzählige, manche mehr und manche weniger nachvollziehbar, aber in Summe tragen alle im Kern ihrer Aussage eine ähnliche Botschaft. Der Zuseher will berührt werden. Das Gebotene soll einen, auf welcher Ebene auch immer, fesseln, berühren, begeistern oder einfach aus dem Alltagsleben entführen und mitnehmen auf eine abenteuerliche Reise. Wie das geht? Indem man uns (dem Publikum) eine Geschichte erzählt, mit eben jenen Hilfsmitteln, die das Musical auszeichnen, mit Gesang, Schauspiel und Tanz sollen Bilder geschaffen werden, die die zu erzählende Geschichte und deren Charaktere zum Leben erwecken. Das Dargebotene soll mich, wie auch immer, erreichen. Natürlich gibt es Hilfsmittel wie Kulissen, Kostüme oder modernste Bühnentechnik, welche ein Theater sogar in einen Boxring verwandeln kann, aber das alles sind unterstützende Mittel, um das Wesentliche, die Geschichte an sich, noch plastischer und realistischer darstellen zu können. Bei all dem Gedöns passiert es aber nicht selten, dass die Handlung, sofern es überhaupt eine gibt, ins Hintertreffen gerät. Da sind Lichteffekte vom Feinsten und bis ins letzte Detail perfekt ausgetüftelte technische Leckerbissen, die einem zwar ein Staunen entlocken, aber der Geschichte letztendlich nicht oder nur wenig dienlich sind. Peter Pan etwa muss nicht unbedingt fliegen, es genügt auch, wenn es nur angedeutet wird und der ewige Junge allein durch die Imagination des Publikums abzuheben vermag. Dafür benötigt es aber nebst ordentlichen Darstellern auch eine Regie, die weiß, wie man eine Szene zum Leben erweckt und sie auch am Leben erhält. Anstelle von ausgeklügelter Personenregie werden einem immer öfter nur Copy/Paste Inszenierungen vor die Nase gesetzt. So gehen Glanz und Faszination schnell verloren, das Einzige was einen dann noch beschäftigt, ist der schnellste Weg zur Toilette in der nicht und nicht näher kommen wollenden Pause. Ich habe in den letzten Jahren unzählig viele Theater von innen gesehen und mich ganz oft prächtig aufgehoben gefühlt, das ein oder andere Mal habe ich mich aber auch dabei erwischt, mir am Sessel hin und her rutschend das Ende des Abends herbeizuwünschen. Musical muss mich erreichen, mich mitnehmen auf eine Reise, mir eine Geschichte präsentieren, deren Ausgang ich um alles in der Welt erfahren möchte. Im Meer der handlungsarmen oder handlungsfreien Trash-Musicals gibt es aber Stücke, die es ab und an sogar wert sind, sich auf Reisen zu begeben. Eines von denen durfte ich gerade neulich zum gefühlt hundertsten Mal (es dürften wohl so an die 10 mal gewesen sein) auf ein Neues erleben und hatte wie schon beim ersten Besuch, welcher bereits über zehn Jahre zurückliegt, einen erfüllten Theaterabend. Die „Scheiß“ Heiße Ecke im Schmidts Tivoli auf der Hamburger Reeperbahn hat es einfach drauf. Natürlich ist das Stück sehr Kiez bezogen, lokale Kenntnisse sind durchaus von Vorteil, aber die hat man sich schnell angeeignet. Ohne große Special Effects servieren die Protagonisten Stoff der einen direkten Angriff auf die Lachmuskeln startet, aber auch für ruhige und nachdenkliche Momente sorgt.

Es ist an sich eine Liebeserklärung an St. Pauli, an einen Stadtteil, den die Macher nicht aus Büchern kennen, sondern hautnah erlebt haben. Manches Mal frage ich mich, welche der vielen Geschichten auf der Bühne den Erschaffern wahrhaftig widerfahren sind, denn so mancher Charakter lässt sich tatsächlich inmitten des bunten Treibens auf der Reeperbahn ausmachen. Vor vielen Jahren habe ich meine Liebe zu Hamburg entdeckt und mit ihr die Liebe zu einem Stück, in welches ich nur durch Zufall geraten bin. Wäre damals die nette und durchaus attraktive Dame (zumindest ist sie das in meiner Erinnerung) nicht am Ticket Schalter der Landungsbrücken gewesen, die gemeint hat, dass ich das unbedingt sehen muss (eigentlich wollte ich Karten für den hoffnungslos ausverkauften Löwen König ergattern), wäre ich neben all den großen Shows wohl nie auf die Idee gekommen, mich in ein Stück zu begeben, dass von Geschehnissen an einer Würstelbude handelt.  Seither rate ich jedem den es nach Hamburg zieht, sich die Stadt anzusehen, auf dem Kiez mal eine Curry Wurst zu essen und vielleicht auch den ein oder anderen Schlummertrunk einzunehmen, um sich nach Absolvierung des Sightseeing Programmes in die Heiße Ecke zu setzen.

Der Erfolg des Stückes spricht für sich, immerhin rennt die Show nahezu ausverkauft über Jahre hinweg. Warum? Weil es echt ist, weil es viele kleine Geschichten in einem runden Handlungsbogen präsentiert, charmant und frech daherkommt, nicht versucht etwas zu sein, was es nicht ist.  Ich dürfte beim letzen Besuch wohl mehrmals herzhaft gelacht haben, sodass meine Begleitung nachher wissen wollte, ob sich denn viel am Inhalt geändert hätte, weswegen ich mich, obwohl mit dem Ganzen schon sehr vertraut, immer noch so amüsieren kann. Aber in der Heißen Ecke gibt es einfach eine Geschichte, mit der man etwas anzufangen weiß und nicht etwa eine, die hanebüchen zusammengestückelt oder mit viel Müh und Not um eine Handvoll Nr. 1 Hits als Lückenfüller herumgelegt wurde. Eine Geschichte, die eine Welt erschafft, in die man eintauchen kann und es auch möchte. Das ist es, was Musical muss, mit all seinen Mitteln, egal ob und wie eingesetzt: Eine Geschichte erzählen, die so aufbereitet ist, dass sie einen berührt.

Wer kennt die Show?

Veröffentlicht: Januar 17, 2015 in Allerlei, Skuriles, Theater

Das Lesen folgender Rezension hat mich eben derart erheitert, dass ich sie in Form eines kleinen Rätsels unbedingt posten muss. Also, über welches Musical hat man sich hier denn wohl echauffiert? Kleiner Tipp, die Produktion wird an sich weltweit gleich inszeniert.

…..“Ich war am Samstag, also, die band ist Spitze, aber ansonsten ist es eine konzertante Aufführung, man kann mit 19 Leuten incl Solisten auf so einem Plätzchen keine Aufführung machen. Es kam auch nichts rüber – billigproduktion und teure Preise. Bei so leichten steps im Tanz muss es die Masse machen, aber die gab es nicht! Kein Platz, keine Bühnendeko, keine props, mager, mager! Und deutsch war auch nicht hilfreich. Wer hat das inszeniert???“…….

Wer des Rätsels Lösung kennt, darf diese auch gerne kundtun. Zu gewinnen gibt es abgesehen von einer kurzen Erheiterung eigentlich nichts.