Have You Seen CATS?

Veröffentlicht: Dezember 29, 2019 in CATS, Kino, Musical, Neues, Uncategorized

„Have You Seen CATS?“, dieser Satz hat nicht nur meine Jugend, sondern auch die vieler anderer, Theater interessierter Menschen geprägt. CATS war seinerzeit das Nonplusultra. In jedem noch so kleinen Ballettsaal des Landes wurde zu den Melodien der Jellicle Katzen getanzt. Melodien die geprägt haben. Wie groß war damals die Aufregung, als das gesparte Taschengeld endlich für eine Reise zu CATS reichte. Die Augen leuchteten wohl noch stärker als seinerzeit vorm Weihnachtsbaum. Die legendären Katzen einmal live tanzen zu sehen, ein Jugendtraum von vielen. Auch heute vermag das dramaturgisch  simpel gestrickte Werk von Andrew Lloyd Webber immer noch zu gefallen, egal ob auf Tour oder an fester Spielstätte wie zur Zeit im Wiener Ronacher. Mit CATS verbindet man unweigerlich großartige Tanznummern, dargeboten von grandiosen Darstellern, welche unglaublich aufwendig geschminkt es schaffen, dass man ihnen ein Katzenhaftes Wesen auch abnimmt.

Als vor mittlerweile geraumer Zeit verkündet wurde, dass es einen Hollywood Blockbuster  geben soll, drängten sich zu Recht eine Vielzahl an Fragen auf, allen voran natürlich, ob es denn von Nöten ist, eine Show, die nicht gerade für ihren dramaturgischen Tiefgang bekannt ist, auf die Leinwand zu bannen. Über Casting Entscheidungen kann man gut und gerne lang und ausgiebig diskutieren, es hat eine durchaus romantische Komponente, dass man Judi Dench, die eigentlich als Grizabella in der Original Cast besetzt war, durch eine Verletzung die Rolle abtreten musste (und von einer gewissen Elaine Page ersetzt wurde), nun als Old Deuteronomy  wiederkehren lässt. Dench ist es auch, die neben Ian McKellen nuancenreich agiert und zumindest einige durchaus erschließende schauspielerische Entscheidungen trifft. Wenn auch CGI Dench wirken lässt, als wäre sie gerade aus THE WIZARD OF OZ ausgebrochen.

Never Change A Winning Team, eine Grundregel die man schon gerne mal auf den Kopf stellen kann und auch soll. Mal ausbrechen und Neues versuchen kann durchaus auffrischen und neues Publikum anlocken.

Andy Blankenbuehler (u.a.HAMILTON) gelang dies nur teilweise. Seine Ideen mögen durchaus spannend sein, fallen aber zu viele Tanzsequenzen einer nicht nachvollziehbaren Kameraführung zum Opfer. Dann wäre da noch der Genius von Gillian Lynne, ihre Choreografie zeichnet den Zauber von CATS aus, macht es zu dem, was wir so lieben. Daran sollte man nur rütteln, wenn man dem Original das Wasser zu reichen vermag.  Erschwerend für Blankenbuehler kommt noch hinzu, dass, obwohl er grandiose Tänzer vorgefunden hat, CGI das ganze erschreckend unecht und mechanisch aussehen lässt. Selbst Francesca Haywards Können fällt dem zum Opfer. Blankenbuehlers Genius kann man nur erahnen, mehr aber auch nicht

Musikalisch klingt das Ganze sehr blechern, es ist ja bekannt, dass Lloyd Webber sehr viel Wert auf den „speziellen“ Klang legt. Spätestens bei der Ouvertüre wünscht man sich in den Saal des Ronacher, wo die Klänge eines großen Klangkörpers auch dementsprechend klingen. Vieles wirkt wenig überraschend und über die Notwendigkeit eines neuen Songs, ein Gemeinschaftswerk von Taylor Swift und Andrew Lloyd Webber kann man durchaus streiten. Die Geschichte wird aus Victorias Blickwinkel erzählt, es scheint als hätte man sich genötigt gefühlt, auch ihr ein Lied zu widmen. All jene, die CATS als platt und uninspiriert titulieren, dürfen sich an diesem Song (Beautiful Ghosts) erfreuen. „ All that i wanted, was to be wanted….“, ist gleichermaßen platt und uninspiriert. Jegliches Volksfest Humtata bietet da mehr Tiefe als diese Nummer.

Victoria ist ein bezaubernder Charakter, zumindest in der Bühnenversion. Tom Hooper inszeniert das Ganze als ihr, höflich ausgedrückt, amouröses Abenteuer.

Verflogen ist die Magie der weißen sich magisch bewegenden Katze. Verflogen auch der Charme so mancher Charaktere. Rebel Wilson (Gumbie Katze) und James Corden ( Bustopher Jones) rutschen mit ihrer Darbietung gänzlich aus und landen am Hosenboden der Peinlichkeit. 

Lediglich Macavitiy ( Idris Elba) erfährt dank Hooper eine, wenn man so will, Aufwertung. Er tritt häufiger in Erscheinung und scheint mit der Entführung von Gumbie und Bustopher Jones sogar als zwischenzeitlicher Heilsbringer. Die beiden hätte er gut und gern über die Planke jagen können aber soviel Mitleid hatte der Möchtegern Bösewicht dann auch wieder nicht mit der überschaubaren Zuschauerzahl im Saal.

Dann wäre da noch dieser eine Song, die Eleven O‘ Clock Nummer schlecht hin. Jennifer Hudson, gesegnet mit großartiger und gleichzeitig fesselnder Stimme schließt sich der belanglosen Performance ihrer Mitstreiter an. Selbst kullernde Tränen helfen nicht, wenn das Ganze ohne Seele transportiert wird. Jeder große Song erwacht erst durch den darbietenden Künstler zum Leben, wird dieser aber dermaßen fehlgeleitet, versinkt auch Memory im Teich der Belanglosigkeiten.

Wer nun sagt, man habe hier viel Potential vergeudet, der irrt. CATS ist für die Bühne geschaffen, für einen atemberaubenden Theaterabend, für ein besonderes Live- Erlebnis, welches Augen zum leuchten bringen kann, nicht aber fürs Kino.

Ob wir diesen Film unbedingt benötigt haben? Wohl kaum. Schaden wird Tom Hoopers mitunter beängstigende Version keinesfalls. Wer sich aus welchem Grund auch immer, in den Film verirrt hat, will sich mit Sicherheit ein Bild davon machen, worin die Faszination des Ganzen liegt. Letzten Endes sind es doch eh nur tanzende Menschen als Katzen verkleidet. Woran der Film trotz modernster Technik gescheitert ist,  schafft das Theater mit schier anmutender Leichtigkeit. Nicht jeden Zauber kann man auf eine Leinwand bannen, umgekehrt muss man auch nicht aus jedem Film ein Bühnenstück zaubern. Da Mut und Dummheit unweigerlich nahe beieinander liegen, werden wir uns auch weiterhin an beiderlei erfreuen dürfen.

Have You Seen CATS? Eine Frage die uns auch weiterhin begleiten wird. Den Film sollte man in der Tat gesehen haben, solch grandioses Scheitern darf man sich einfach nicht entgehen lassen. Go And See CATS! Ich freue mich schon jetzt auf viele erheiternde Diskussionen die wir dank Tom Hoopers Alien ähnlichen Katzen führen werden.

http://www.cats-film.at

 

Welch ein Theater!

Veröffentlicht: Juni 23, 2020 in Uncategorized

Wer hätte zu Beginn des Jahres gedacht, mit welch großer Herausforderung wir es zu tun bekommen würden. Der/Das Coronavirus hat die Welt aus ihren Angeln genommen und hält sie noch immer in Atem. Plötzlich ist alles anders. Es ist noch gar nicht so lange her, da galt unser Hauptaugenmerk den anstehenden Sommerproduktionen und der einhergehenden Planung und Organisation der anstehenden Kurzreisen quer durch das Land. Das bleibt uns nun wohl erspart. Ebenso erspart bleibt uns auch das lästige sich Einnebeln mit diversen Anti-Mücken Sprays. Anstatt in einem Open Air Theater verbringen wir die Zeit nun auf der Couch und genießen im feinsten Schmuddellook das stetig wachsende Streamingangebot. Lin Manuel Mirrandas HAMILTON dürfte da wohl eines der ganz großen Highlights sein. Wer über einen DISNEY + Zugang verfügt, kann sich ab 3.7. an der Geschichte von Alexander Hamilton erfreuen, der, das muss an dieser Stelle erwähnt werden, nichts mit der Formel 1 am Hut hat. Auch wenn Karl Lagerfeld verzweifeln würde ob der Vielzahl an Jogginghosen tragenden, sich auf der Couch rekelnden Menschen, macht es euch bequem und geniest die Show.

Mit der Pandemie und den damit verbundenen Restriktionen werden wir uns noch länger beschäftigen müssen, nichtsdestotrotz tummeln sich bereits wieder Künstler in diversen Theatern des Landes und haben, natürlich unter strengsten Auflagen den Probenbetrieb wieder aufgenommen. Schreiten wir also hoffnungsfroh in die neuen Zeiten. Möge der/das Virus nicht noch mal zur Höchstform auflaufen und uns das Lang herbeigesehnte Wiedersehen im Theater erneut vereiteln. Die Bühnen in unserem Land können durchaus als Vorreiter gesehen werden, während am Broadway oder im West End die Theater wohl noch länger geschlossen bleiben, Cameron Mackintosh spricht gar von einer Wiedereröffnung welche erst im Jänner 2021 stattfinden soll, wird hier mit viel Einsatz und Engagement an der Wiedereröffnung gearbeitet. Der Spielplan liest sich vielversprechend, die Vorfreude ist unbeschreiblich groß, freuen wir uns alle auf ein Wiedersehen im Theater. Auf den Moment, wenn der Vorhang sich wieder hebt. Bis dahin achtet auf euch, genießt den Sommer und vergesst nicht, die Jogginghose gegen adäquate Abendgarderobe zu tauschen, wenn es dann wieder heißt:“ Herzlich willkommen zur heutigen Vorstellung von ….“.

CATS! Wie damals, nur anders!

Veröffentlicht: September 28, 2019 in Uncategorized

Die wohl berühmtesten Katzen der Welt treiben erneut in Wien ihr Unwesen. Was seinerzeit als revolutionär und mutig galt, ist mittlerweile allseits bekannt. CATS hat und das ist nicht von der Hand zu weisen, seinerzeit das Genre auf den Kopf gestellt und neue Wege eröffnet. Mittlerweile überraschen aufwendige Masken und Kostüme kaum noch wen. Nichtsdestotrotz verkauft sich CATS besser als des Bäckers warme Semmeln. Klar moniert so manch einer die fehlende Story, doch dem sei gesagt, dass es sehr wohl einen roten Faden gibt. CATS lebt, mal abgesehen von der ausgeklügelt komponierten Partitur Andrew Lloyd Webbers nicht zuletzt von seinen Akteuren. Es benötigt hervorragende Tänzer die nebenbei auch noch Singstimmen und Spielfreude mitbringen müssen. Der Intendant der Vereinigten Bühnen Wien hat vor nicht allzu langer Zeit in einer Tv- Sendung von Broadway Niveau gesprochen. Nun, wenn man das Ronacher nach der Vorstellung verlässt, könnte man in der Tat verwundert sein, sich nicht am Broadway sondern im ersten Wiener Gemeindebezirk wiederzufinden. Nun gilt es, das Niveau und den Esprit der ersten Wochen auch mitzunehmen und über die Saison weiterhin aufrecht zu erhalten. Bei CATS gibt es nie sowas wie Stillstand, die Show verlangt den Darstellern alles ab, demnach ist es nicht allzu verwunderlich, wenn sich Änderungen in der Besetzungsliste bemerkbar machen. Die Spielzeit ist lange, bist Juli 2020 stehen die Katzen am Plan, da kann sich noch so einiges tun. Wer weiß, vielleicht dürfen die Samtpfoten noch ein weiteres Jahr dran hängen und es gäbe ja so einige Granden, die „Erinnerung“ mal gerne trällern würden. Nicht jeder großen Stimme gelingt es, mit dem Klassiker auch große Emotionen auszulösen. Manche stolpert mehr schlecht als recht durch die an sich ergreifende Komposition. CATS funktioniert aber auch dann, wenn „Memory“ einen eher kalt lässt.

Man erhält ein wenig 80er Nostalgie, vertraute Rhythmen und Choreografien und nicht zu vergessen, das grandiose VBW Orchester, welches den von Lloyd Webber für die Show gewünschten, synthetischen Klang so opulent wie kaum zuvor erklingen lässt. Natürlich kann man die Katzen auch bald im Kino bestaunen, aber den Zauber des Live Entertainments kann kein noch so CGI gefütterter Hollywood Blockbuster erreichen. „Go and see CATS“, sagte einst mein Tanzlehrer zu mir, diesen Rat kann man dank der hervorragenden Produktion im Ronacher beruhigt weitergeben. Wer sich nach einem Besuch immer noch fragt was Jellicle Cats sein sollen, nun, soviel sei verraten, Jellicle steht für „dear little cats“. T.S. Elliot hat sich hier der kindlichen Sprache bedient. Hat man das Glück, neben einem Kind im Theater zu sitzen, erblickt man das Treiben auf der Bühne in einem ganz neuen Licht. Wobei die Augen mancher Erwachsener ebenso groß und vor Begeisterung staunend leuchten.