Die wohl berühmtesten Katzen der Welt treiben erneut in Wien ihr Unwesen. Was seinerzeit als revolutionär und mutig galt, ist mittlerweile allseits bekannt. CATS hat und das ist nicht von der Hand zu weisen, seinerzeit das Genre auf den Kopf gestellt und neue Wege eröffnet. Mittlerweile überraschen aufwendige Masken und Kostüme kaum noch wen. Nichtsdestotrotz verkauft sich CATS besser als des Bäckers warme Semmeln. Klar moniert so manch einer die fehlende Story, doch dem sei gesagt, dass es sehr wohl einen roten Faden gibt. CATS lebt, mal abgesehen von der ausgeklügelt komponierten Partitur Andrew Lloyd Webbers nicht zuletzt von seinen Akteuren. Es benötigt hervorragende Tänzer die nebenbei auch noch Singstimmen und Spielfreude mitbringen müssen. Der Intendant der Vereinigten Bühnen Wien hat vor nicht allzu langer Zeit in einer Tv- Sendung von Broadway Niveau gesprochen. Nun, wenn man das Ronacher nach der Vorstellung verlässt, könnte man in der Tat verwundert sein, sich nicht am Broadway sondern im ersten Wiener Gemeindebezirk wiederzufinden. Nun gilt es, das Niveau und den Esprit der ersten Wochen auch mitzunehmen und über die Saison weiterhin aufrecht zu erhalten. Bei CATS gibt es nie sowas wie Stillstand, die Show verlangt den Darstellern alles ab, demnach ist es nicht allzu verwunderlich, wenn sich Änderungen in der Besetzungsliste bemerkbar machen. Die Spielzeit ist lange, bist Juli 2020 stehen die Katzen am Plan, da kann sich noch so einiges tun. Wer weiß, vielleicht dürfen die Samtpfoten noch ein weiteres Jahr dran hängen und es gäbe ja so einige Granden, die „Erinnerung“ mal gerne trällern würden. Nicht jeder großen Stimme gelingt es, mit dem Klassiker auch große Emotionen auszulösen. Manche stolpert mehr schlecht als recht durch die an sich ergreifende Komposition. CATS funktioniert aber auch dann, wenn „Memory“ einen eher kalt lässt.
Man erhält ein wenig 80er Nostalgie, vertraute Rhythmen und Choreografien und nicht zu vergessen, das grandiose VBW Orchester, welches den von Lloyd Webber für die Show gewünschten, synthetischen Klang so opulent wie kaum zuvor erklingen lässt. Natürlich kann man die Katzen auch bald im Kino bestaunen, aber den Zauber des Live Entertainments kann kein noch so CGI gefütterter Hollywood Blockbuster erreichen. „Go and see CATS“, sagte einst mein Tanzlehrer zu mir, diesen Rat kann man dank der hervorragenden Produktion im Ronacher beruhigt weitergeben. Wer sich nach einem Besuch immer noch fragt was Jellicle Cats sein sollen, nun, soviel sei verraten, Jellicle steht für „dear little cats“. T.S. Elliot hat sich hier der kindlichen Sprache bedient. Hat man das Glück, neben einem Kind im Theater zu sitzen, erblickt man das Treiben auf der Bühne in einem ganz neuen Licht. Wobei die Augen mancher Erwachsener ebenso groß und vor Begeisterung staunend leuchten.